2020-12-28

SchamSache #5: Schlüpfer beulen am Arsch aus

Unterwäsche war schon immer ein komisches Thema für mich, egal was ich trug, es war falsch.

Als Freundinnen bei einer Übernachtungsparty meine schwarze Unterwäsche fanden, gingen sie davon aus, es sei ein String. “Als ob du sowas trägst” “das ist eklich” “findest du das nicht zu früh?”. Ich versuchte sie zu überzeugen, dass es eine ‘normale’ Unterhose sei, dich sie verharrten darauf, dass es ein String war und zogen mich den ganzen Abend damit auf. Später fingen Freundinnen an, Tangas u.a zu tragen. Grade von Calvin Klein, “es ist so bequem” “die sind viel schöner” “für normale bin ich zu alt” “man sieht die Umrisse gar nicht”. Immer wurde von meinen Freundinnen auf die Hintern von anderen Mädchen geschaut. “Guck mal man sieht die Umrisse ihrer Unterwäsche, warum trägt sie keinen Tanga?” “In ihrer weißen Hose sieht man ihre Unterwäsche, wie unvorteilhaft”. Ich traute mich nicht auch solche zu kaufen. Zum einen, wegen der Erfahrung bei der Übernachtung, zum anderen, da ich mich meiner Mutter beim Einkaufen nicht erklären wollte. Ich wollte nicht zu erwachsen wirken. Andernseits hatte ich das Gefühl ich müsste. Als ich mich dennoch traute meine Mutter zu fragen, ob wir eine Packung Tangas mitnehmen konnten, musste meine Mutter etwas lachen. “Bist du dir sicher?” “sind die für deinen Freund?”.
Als ich nun endlich anfing Tangas zu tragen, kamen Kommentare von meinen Freundinnen “endlich sieht man, was für einen schönen Arsch du hast” “endlich trägst du keine Omaunterwäsche mehr”.

Auch heute ist sowas noch schwer. Selbst beim Bikinikauf. Den kleineren Schnitt am Hintern kaufen und als zu “freizügig” oder “nuttig” bezeichnet zu werden oder den breiteren Schnitt mitnehmen und riskieren, dass ich “prüde” oder “langweilig” genannt werde.
Ich hatte immer das Gefühl ich würde diese Unterwäsche nicht für mich tragen, sondern für mein Umfeld und dabei war es meinem Freund nie wichtig was ich trage. Meine Freundinnen waren es, die mich verunsichert haben. Langsam lerne ich damit umzugehen, dass es meine Entscheidung ist was ich trage und ich lerne auch, dass es egal ist was andere denken. Aber das braucht Zeit. Zeit UND Leute die ihre Meinung für sich behalten und in der Umkleide nicht ständig darüber reden wie schön und teuer der neue String von Hunkemöller ist, oder wie sehr man die Umrisse der einen Unterhose sieht und wie wenig die der anderen. Ich möchte mich nicht mehr beobachtet und verurteilt fühlen. Ich möchte auch nicht mehr das Gefühl haben, als ob es nicht ganz alleine meine Entscheidung wäre.